Skip to content

In 7 Schritten zu Ihren betrieblichen Klimaschutzzielen

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind relevante Themen für mittelständische Unternehmen. 77 % von ihnen denken, dass Nachhaltigkeit für die Zukunftsfähigkeit des Mittelstands wichtig ist. Aber nur 13 % haben bisher konkrete Klimaziele definiert. Dabei sind es die Ziele, welche die Richtung der Unternehmensentwicklung vorgeben und bei wichtigen Entscheidungen zu berücksichtigen sind. Erfahren Sie, wie Sie Klimaschutzziele definieren und somit eine Basis für konsequenten betrieblichen Klimaschutz schaffen können.

Unternehmen, die bewusst Klimaschutz betreiben sind langfristig wettbewerbsfähiger. Nicht nur für Kunden wird das Thema ein immer größeres Kriterium bei der Produkt- und Leistungsauswahl, auch für bestehende und potentielle Mitarbeitende ist zunehmend wichtig, dass sich ihr Arbeitgeber mit dem eigenen Einfluss auf den Klimawandel auseinandersetzt.

Klimaschutzziele zahlen sich aus

Klimaschutzziele stellen sicher, dass Klimaschutzmaßnahmen im Unternehmen strukturiert umgesetzt werden und dass Klimaschutz fest in der Unternehmensstrategie verankert ist.

Konkrete Klimaschutzziele helfen zudem, kommende gesetzliche Vorgaben wie die CSRD-Berichtspflicht, einzuhalten, denn auch Ziele machen einen Teil des zukünftigen Berichtsstandards aus. Außerdem helfen klar kommunizierte Ziele dem zunehmenden Druck durch Kunden und Investoren standzuhalten. Durch die Festlegung von messbaren Zielen können Unternehmen ihre CO2-Emissionen und Aktivitäten wie den Energie- und Ressourcenverbrauch systematisch überwachen und optimieren.

Vielen Unternehmen fällt es schwer konkrete Klimaziele zu definieren. Bislang gibt es wenig Orientierungshilfen und es ist nicht leicht die Balance zwischen Ambition und Erreichbarkeit zu finden. Um glaubhafte und ambitionierte Ziele für Ihr Unternehmen zu definieren, sollten Sie die folgenden Überlegungen treffen und sich schrittweise Ihre Klimaschutzziele erarbeiten:

Schritt 1: Wählen Sie ein Basisjahr

Um langfristige Vergleichbarkeit zu gewährleisten, muss ein Basisjahr gewählt werden. Das Basisjahr dient als Ausganspunkt für die Emissionsziele, die zu einem späteren Zeitpunkt erreicht werden sollen. Es ist wichtig, ein Basisjahr zu wählen, das über eine solide Datengrundlage verfügt und als repräsentatives Geschäftsjahr betrachtet wird. Sie können beispielsweise das Jahr 2019 als repräsentatives Jahr vor der Coronapandemie wählen, oder ein Jahr nach 2021, also nach Ende der temporären, pandemiebedingten Maßnahmen.

Schritt 2: Wählen Sie ein Zieljahr

Das Zieljahr für die Klimastrategie kann entweder mit dem Zieljahr der Unternehmensstrategie übereinstimmen oder mit einem Zieljahr im politischen Kontext, in dem bestimmte regulatorische Anforderungen erfüllt werden müssen, wie beispielsweise 2030 oder 2045.

Schritt 3: Berücksichtigen Sie mehrere Zeithorizonte

Klimaschutzziele können verschiedene Zeithorizonte betrachten. Es gibt

  • kurzfristige Ziele mit einem Zeithorizont < 5 Jahre
  • mittelfristige Ziele von 5 – 10 Jahre und
  • langfristige Ziele mit über 15 Jahren.

Langfristige Ziele helfen dem Unternehmen das Thema Klimaschutz in die Unternehmensstruktur zu integrieren, denn sie zeigen auf, dass Langzeitambitionen vorhanden sind. Kurz- und mittelfristige Ziele unterstützen Sie dabei diese langfristigen Ziele nicht außer Acht zu lassen. Sie beziehen sich häufig auf spezifische Maßnahmen und passen gut in kurz- und mittelfristige Unternehmensstrategien und Handlungspläne. Um gute Ziele mit kurzem Zeithorizont formulieren zu können, sollte man sich mit den eigenen Treibhausgasemissionen und deren Minderungspotentialen auseinandersetzen.

Schritt 4: Berücksichtigen Sie Ihre individuellen Reduktionspotenziale und wissenschaftliche Ziele

Beachten Sie bei der Formulierung der Klimaschutzziele, dass Sie sowohl den Blick auf Ihre ermittelten Reduktionspotenziale (hohe CO2-Emissionen mit guter Beeinflussbarkeit) richten als auch wissenschaftliche Vorgaben beachten.

  1. Wissenschaftlich orientierte Ziele

Die Entwicklung von Klimaschutzzielen mit Blick auf wissenschaftlichen Empfehlungen fokussiert sich auf mittel- bis langfristige Ziele. Man nutzt diesen Ansatz um Ziele möglichst mit globalen/ nationalen/ kommunalen Klimaschutzbemühungen zu vereinbaren. Diese lassen sich einfach auf das Unternehmen übertragen. Unterstützung für die Bestimmung von wissenschaftlich-orientierten Zielen erhalten Sie zum Beispiel durch die Science-Based Targets Initiative (SBTi). Ziel der Initiative ist es, dass sich Unternehmen dazu verpflichten ihre CO2-Emissionen zur Begrenzung der globalen Erwärmung im Einklang mit dem Pariser Abkommen zu reduzieren.

  1. Ermittelte Reduktionspotenziale

Um kurz- bis mittelfristige Ziele für Ihr Unternehmen zu identifizieren, sollten Sie Emissionsbereiche Ihrer CO2-Bilanz mit großem Reduktionspotential berücksichtigen – also Bereiche, bei denen Sie wirklich eine Reduktion der Treibhausgasemissionen beeinflussen können.

Schritt 5: Verwenden Sie absolute und relative Reduktionsziele

Bei der Definition von Zielen unterscheiden wir zwischen absoluten und relativen Reduktionszielen.

Absolute Reduktionsziele quantifizieren eine bestimmte Menge, die bis zu einem definierten Zeitpunkt reduziert werden soll. Bei absoluten Zielen wird ein quantitativer Wert angegeben.

Beispiele für absolute Ziele:

    • Reduktion der CO2-Emissionen um 85 t CO2 pro Jahr.
    • Reduktion der CO2-Emissionen um 55 %  bis 2030 im Vergleich zum Basisjahr.

Relative Reduktionsziele setzen die CO2-Emissionen in Relation zu einer anderen Kennzahl des Unternehmens. Dadurch können wachstumsbedingte Verzerrungseffekte ausgeglichen werden und es ermöglicht eine gezieltere Steuerung von tatsächlichen Verbesserungen in Prozessen oder Produkten.

Beispiele für relative Ziele:

    • Reduktion der CO2-Emissionen pro Produkteinheit um 15 % bis 2030. Dieses Ziel ist produktbasiert.
    • Reduktion der CO2-Emissionen pro Mitarbeitende oder Umsatz um 25% pro Jahr. Dieses Ziel orientiert sich an der Emissionsintensität.

Schritt 6: Prüfen Sie, ob alle 3 Scopes berücksichtigt werden

Die Formulierung des Klimaziels sollte einen klaren Bezug zu den Scope-1- bis -3-Emissionen haben. Hierbei müssen nicht alle Scopes gleichwertig mit Zielen versetzt sein. Oft ist die Datenlage bei Scope 1 und 2 ausgeprägter als bei Scope 3.

Sie haben sich bereits einen Überblick über Ihren Ist-Zustand gemacht, indem Sie eine Treibhausgasbilanz für Ihr Unternehmen erstellt und Reduktionspotentiale identifiziert haben. Nutzen Sie diese Informationen, um Klimaschutzziele für die drei Scopes zu erstellen.

Schritt 7: Formulieren Sie SMARTe Ziele

Während es keine konkreten Regeln zur Definierung von Klimazielen gibt, ist eine gängige Methode die sogenannte SMART-Zielsetzung. Bei dieser sollten Ziele spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden sein. Dies bedeutet, dass Ziele klar definiert, quantifizierbar und realistisch sind. Sie sind mit der Unternehmensstrategie verbunden und mit klaren Zeitrahmen versehen.

Achten Sie bewusst darauf, dass Ihre Ziele alle Kriterien von SMARTen Zielen erfüllen:

S – spezifisch

M – messbar

A – angemessen/ambitioniert

R – realistisch

T- terminiert

Beispiel: Das Klimaziel des Unternehmens umfasst die Reduktion der Scope-1- und -2-Emissionen (spezifisch) gegenüber 2021 um 100 Prozent (messbar) bis 2035 (terminiert) und eine Reduktion der Scope-3-Emissionen (spezifisch) um 50 Prozent (messbar) bis 2035 (terminiert).

Angemessen: Klimaziele national / regional
Realistisch: erreichbare Ziele

Inspiration gefällig?

Baumer hhs

Nachhaltigkeit ist bei uns fest in der Unternehmensstrategie verankert. Wir betreiben einen ganzheitlichen Ansatz über unsere Wertschöpfungskette in Form von drei Arbeitspaketen: Nachhaltige Kundenlösungen; Kunden nachhaltig machen; und Nachhaltiges operatives Geschäft. Unter letzteres fällt auch das Ziel unsere Emissionen zu reduzieren: Wir haben das Ziel unseren CO2-Fußabdruck (Scope 1 -3) um jährlich 10% gegenüber 2021 senken. Für die verschiedenen Scopes haben wir jeweils geeignete Reduktionsmaßnahmen identifiziert, deren Fortschritt wir kontinuierlich mit Hilfe von Kennzahlen messen.

Bodensee Schifffahrtsbetriebe

Als Mitglied des Klimabündnis Baden-Württemberg ist unser Ziel unsere gesamten Treibhausgasemissionen bis 2031 um mindestens 25 % gegenüber dem Basisjahr 2016 zu reduzieren. Zudem streben wir eine weitgehende Treibhausgasneutralität bis 2035 an. Eine tatsächliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen wird angestrebt, jedoch kann es wenn nötig auch zu Kompensation von unvermeidbaren Emissionen kommen.

Noch mehr Inspiration zu Klimazielen finden Sie in unserem Artikel “Unternehmen berichten: Der Weg zu eigenen Klimazielen”

It’s a match: Klimaziele und Klimaschutzmaßnahmen kontinuierlich abgleichen

Beachten Sie, dass die Klimaziele durch die Maßnahmen erreicht werden müssen. Das sollte besonders bei der Planung von Klimaschutzmaßnahmen berücksichtigt werden.

Entwickeln Sie einen Prozess, mit dem Sie regelmäßig den Stand der Ziele überprüfen. Hierbei können Key Performance Indikatoren (KPIs) helfen. Diese repräsentieren messbare Werte, die langfristig miteinander verglichen werden können. Indem Sie mit absoluten oder relativen Kennzahlen arbeiten, können Sie die Wirksamkeit Ihrer Reduktionsmaßnahmen auf Ihre Klimaziele messen. Dies ist besonders für die kontinuierliche Evaluation Ihrer Ziele und Maßnahmen wichtig.

Um die Erreichung Ihrer betrieblichen Klimaschutzziele zu unterstützen, sollten diese zudem intern und extern kommuniziert werden. Tipps dazu finden Sie in unserem Blogartikel zur gelungenen Nachhaltigkeitskommunikation.

Annika Schwochow

Autorin

Annika Schwochow

BVMW | Förderprojekte | Projektmanagerin KliMaWirtschaft